Die Kirche, Sankt Peter- und Paul

Weit sichtbar über die Grenzen der Stadt hinaus, präsentiert sich das unwerwechselbare Wahrzeichen der Stadt, die Sankt Peter- und Pauls Kirche. Baubeginn war das Jahr 1250. Das Gebäude wurde viel kleiner geplant, aber der blühende Handel in der Stadt verhalf Wusterhausen zu einem gewissen Wohlstand. Somit war auch mehr Geld für den Kirchenbau in der Stadtkasse. Im Jahre 1300 wurden deshalb die Baupläne erweitert. Das Gebäude konnte deshalb um sogenannte Seitenschiffe erweitert werden. Alten Aufzeichnungen zu Folge war der Kirchenbau im Jahre 1474 beendet. Nach der Vermutung des ehemaligen Superintendenten Röhricht soll die Kirche ihren Namen am 29.Juli 1479 erhalten haben. An diesem Tage, dem St. Peter und Pauls-Tag, wurde der neue Hauptaltar der Kirche geweiht. Fälschlicherweise spricht man oftmals vom "Dom" der Stadt. Dies ist aber nicht richtig, denn Dombauten und Domstädte existierten nur in Verbindung mit einem Bischofssitz. (siehe z.B. Havelberg). Wusterhausen hatte niemals einen Bischofssitz und darum ist auch die Straßenbezeichnung "Domstrasse" geschichtlich nicht korrekt!


Der Kirchturm war bei seiner Fertigstellung ca. 70 Meter hoch! Auf dem 35 Meter hohen, massiven Turm saß nochmals ein ca. 35 Meter hoher, achteckiger Spitzhelm aus Holz . Wie ist es nun zu dem kleinen Pyramidendach gekommen? Am 17. Mai des Jahres 1764 schlug der Blitz in den Kirchturm ein. Der achteckige Spitzhelm brannte nieder, die Kirturmglocken und die Kirchturmuhr zerschmolzen in der Hitze. Lediglich die Kirchturmspitze mit der Wetterfahne fiel zu Boden. Der Windstille und dem Regen ist es zu verdanken das das Feuer nicht auf die Stadt überschlug und einen erneuten Stadtbrand auslöste, denn nur 6 Jahre zuvor am 13. April des Jahres 1758 wurde die Stadt zu zwei Dritteln ein Raub der Flammen. Durch die Unachtsamkeit des Bürgers Michel Hilgendorff, der in seiner Scheune die Torfglut aus seiner Pfeife verlor.(die Scheune befand sich in der Borchertstrasse, dort wo jetzt die Neubaublöcke stehen). Als er mit seinem Freund in Plänitz angekommen war, bemerkte Michel Hilgendorff das ihm die Glut auf seiner Pfeife fehlte. Er sah in Richtung Wusterhausen und ihm wurde klar, als er riesiggroße Rauchwolken über der Stadt sah, daß nur er der Urheber des verheerenden Infernos sein konnte. Der Legende nach verstarb Michel Hilgendorff vor Gram im Wusterhausener Stadtgefängnis. Der Kupferstich von Petzold aus dem Jahre 1715 zeigt das noch unversehrte Wusterhausen. Die Kirche hat noch ihren stattlich großen Helm. Ursprünglich wollten die Wusterhausener Bürger den großen Spitzhelm wieder auf den Kirchturm setzen. Für die Wusterhausener Bürgerschaft bedeutete dies aber eine große Kraftanstrengung, um das Holz für den achteckigen Spitzhelm zu erwerben, denn die Stadkasse war durch den Brand von 1758 leer. Trotzdem gelang der Holzkauf durch den Stadtkämmerer Werkenthin. Das Holz wurde aber verschnitten und zu klein angeliefert. Die Bürger der Stadt fingen an den Baumeister zu verspotten, da keine Fortschritte an der überaus wichtigen Baumaßnahme ersichtlich war. Der durch die Stadtväter beauftragte Baumeister flüchtete. Erst später stellte sich heraus das der Stadtkämmerer wahrscheinlich absichtlich zu kleine Maße angegeben haben soll, um billig an Bauholz für den Bau der "neuen Posthalterei" in Form des heutigen Museumshauses zu kommen. Die Wusterhausener Bürger waren der allgemeinen Konfusion überdrüssig und entschieden sich dazu dem Kirchturm den kleinen Pyramidenhelm aufzusetzen. Das Baumaterial für den achteckigen Spitzhelm findet man heute in Form des Dachstuhls im "Herbst`schen Haus" am Markt 3 wieder! Eine Gedenktafel der Werkenthins ist in der Marienkapelle zu besichtigen.


Diese Lithografie zeigt die Ansicht der Kirche um 1892. Im Jahre 1500 wurde die sogenannte Marienkapelle an das Seitenschiff angebaut. Der Name stammt daher, weil die sogenannte Marienbrüderschaft diese Kapelle errichtete. Rechts daneben sieht man noch einen Fachwerkanbau, dessen Spuren noch heute ersichtlich sind. In diesem Anbau wohnte der Kirchdiener.


Werfen wir nun einen Blick auf den heutigen Hauptaltar St.Petr-und Pauls. Das Altargemälde stammt von Bernhard Rode aus dem Jahre 1770. Laut Theodor Fontane war der Maler ein sogenannter "Schnellmacher". Zitat: "Dies große Wusterhausener Blatt stellt die Begegnung Christi mit Thomas dar, der, nachdem er seine Finger in die Nägelmale gelegt, in die Worte ausbricht: Mein Herr und mein Gott! Bernhard Rode war ein sogenannter Schnellmacher und die Mängel seiner Arbeiten sind evident (sichtbar, gegenwärtig), in einem aber grenzt er an die wirklichen Meister: er besaß eine völlig selbständige Vortragsweise, so charakteristisch, daß es selbst dem Laien leicht wird, seine Bilder auf zwanzig Schritt als Rodesche Bilder zu erkennen"! Man achte auf die Fratzen oberhalb des Fotos. Vermutlich wurden diese Gesichter aus Spaß während der Restaurierung angebracht. Künstlerisch wertvoller und interessanter sind die 21 Gemälde an der Empore, links vom Hauptaltar, welche die Himmelfahrt Christi darstellen. 6 oder 8 dieser quadratischen Gemälde sollen aus der Schule Lucas Cranachs stammen. Laut Fontane war das Jahr 1575 ein großes Restaurierungsjahr. Dieser Zeit sind auch diese Gemälde zuzuordnen. Vor der Reformation war die Kirche katholisch und besaß noch 12 Nebenaltäre. Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde das Wusterhausener Gotteshaus durch seine Wagner-Orgel, aus dem Jahre 1742. Mehr Informationen findet man auf der Homepage der Kirchgemeinde Wusterhausen, spezielle Infos zur Wagner Orgel findet man auf dieser Seite!


Kommen wir nun zu einer Ansicht von 1915. Die rechte Fachwerkhauszeile ist noch komplett erhalten. Der Leiterwagen rechts neben dem Kirchplatz steht auf der Höhe der ehemaligen Schmiede des Schmiedemeisters Malessa. Die Hufschmiede befand sich auf dem Hof des Grundstückes. In der Schmiedewerkstatt befand sich ein großer lederner Blasebalg, der durch Fußpedale angetrieben wurde um das Feuer zu entfachen.Darüber befand sich eine große Esse mit einem hohen Schornstein. Der Baumbewuchs auf dem Hof des Neubaublockes lässt noch die Grenzen der Grundstücke erahnen. Die großen Bäume vor dem Kirchturm verdecken noch nicht die schöne Ansicht auf die Kirche.Links erkennt man das Haus des ehemaligen Hotels "zum schwarzen Adler". Rechts neben dem Hotel befand sich das Cafe Büttner. Lange Zeit hielt sich das Gerücht, daß der böhmische Magister namens Jan Hus im Jahre 1403 in diesem Haus genächtigt haben soll. Gleiches wird über Wallenstein berichtet. Dies ist aber widerlegt, denn das Haus wurde wesentlich später erbaut. Diese berühmten Persönlichkeiten haben in anderen Gasthöfen der Stadt genächtigt. Wo lässt sich heute leider nicht mehr ermitteln. In diesem Hotel nächtigte aber Theodor Fontane während seiner allseits bekannten "Wanderungen durch die Mark Brandenburg".

Hier ein Bild des Schmiedemeisters Malessa um 1920. Auf dem ehemaligen Gelände der Schmiede befindet sich heute der Wäscheplatz des Plattenbaus direkt

neben der Kirche.

Schmied Malessa in der Domstrasse

Hier eine Aufnahme des "schwarzen Adlers" aus dem Jahre 1980. Diese Gaststätte war eines der ältesten Wirtshäuser der Stadt und ist leider, im Zuge des Stadtumbaus zur 750-Jahrfeier der Stadt, im Jahre 1982 abgerissen worden. Damit hat man wieder ein traditionsreiches Haus der Stadt spurlos von der Bildfläche verschwinden lassen.Über der Eingangstür wachte ein großer gußeiserner Adler, welcher heute im Heimatmuseum zu besichtigen ist.

Den "schwarzen Adler " zu besseren Zeiten zeigt diese Postkarte aus dem Jahre 1903. Rechts daneben ist das Cafe "Büttner" deutlich erkennbar.

Heute steht an der Stelle des "schwarzen Adlers" und des Cafe "Büttner" dieses Wohnhaus. Rechts daneben sieht man die ehemalige Bäckerei Siemer (Gericke). Bäckermeister Siemer war der definitiv letzte selbst backende Bäcker in Wusterhausen. Der Betrieb schloss leider gegen Ende der 70er Jahre.

An gleicher Stelle kam im Jahre 1910 der Präsident des Schützenvereins Kaufmann Carl Asmus mit seinen Schützenbrüdern am Geschäft des Bäckers Gericke vorbei.

Der Vollständigkeit halber hier nochmal eine Ansicht des legendären "schwarzen Adler" und des Cafe Büttner aus dem Jahre 1903.

Und so zeigt sich dieser unverwechselbare Straßenzug in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Der "schwarze Adler" und das "Cafe Büttner" sind längst verlassen und in Vergessenheit geraten. Pferdegespanne prägen noch das Bild der kleinen Stadt.


Hier der Straßenzug in der Domstrasse aus einer anderen Perspektive. Rechts ist nochmal die Bebauung mit den prächtigen Fachwerkhäusern zu sehen, welche einem unansehnlichen "Betonklotz", im Jahre 1983, weichen mussten. Im Winter wurden diese Häuser durch den "VEB Gebäudewirtschaft Wusterhausen" abgetragen. Die Häuser waren in ihrer Substanz noch so stabil das das Stahlseil, mit dem ein vollbeladener LKW (Typ:"Ural"!) die Fachwerkkonstruktion zum Einsturz bringen sollte mehrfach riss. Die Häuser erzitterten aber fielen nicht. So als wenn sie sich gegen ihr Schicksal erwehren wollten! Sie hätten sicherlich auch noch einem Erdbeben der Starke 3-4 standgehalten und würden ganz bestimmt noch heute zur Attraktivität der kleinen Stadt beitragen. Ganz besonders das Giebelhaus der Familie Ortmann. Und wieder ging ein großes schönes Stück Wusterhausens verloren! Die Fachwerkbauten vor dem Giebelhaus wurden schon Ende der 60er Jahre ein Opfer verfehlter Baupolitik. Leider ist das Geschehene nicht mehr rückgängig zu machen! In dem Haus links im Bild sieht man das Farben- und Tapetengeschäft des Malermeisters Brehmer. Heute betreibt die Tochter, Frau Renate Bischof, ein Augenoptikgeschäft darin.

Heute präsentiert sich den Einwohnern und Gästen diese Straßenzeile so. Gerade dieser Vergleich muss eine Mahnung sein! Wusterhausen hat damals die Hälfte seiner Schönheit verloren und genau deshalb sollte man doch die restlichen alten Häuser die den Altstadtabriss "überlebt" haben unbedingt erhalten und nicht dem Verfall preisgeben!


Schauen wir uns nochmal einen anderen Straßenzug aus einem anderen Blickwinkel im Jahre 1962 an. Links neben dem Haus des Tischlermeisters Schmidt sieht man das Wohn- und Geschäftshaus des Milchhändlers Pankrath. Dieses Geschäft wurde bis in die Mitte der 70er Jahre betrieben und man konnte noch "lose" Milch dort kaufen. Kaufmann Pankrath füllte die Milch mit einer großen Kelle in die vom Kunden mitgebrachte 1,5 Liter fassende, emaillierte Milchkanne. Eine Kanne voll Milch kostete damals 30 Pfennige. Schön ist auch nochmal das Giebelhaus der Familie Ortmann zu sehen. In diesem Haus dürfte sich ebenfalls ein Tabakwarengeschäft befunden haben, welches der Schilderfund auf dem Dachboden des Hauses vermuten lässt.(siehe Bild weiter unten)

Aus der Zeit vor dem Krieg stammt dieses alte Werbeschild, welches in dem Milchwarengeschäft hing:

Das folgende Schild stammt vom Dachboden des Giebelhauses der Familie Ortmann:


Diese Aufnahme zeigt nochmal das älteste Gebäude der Stadt aus einem anderen Blickwinkel im Jahre 1920. Man achte auf den Dachvorbau rechts über der Sakristei. Dieser Vorbau beweist das im Mittelalter unter dem Dach der Kirche Getreide gelagert wurde. Auf dieser Seite des Kirchplatzes befand sich bis zum Jahre 1905 das ehemalige Kalandsgebäude der sogenannten "Kalandsbruderschaft". Später diente es als Schulgebäude. Mehr dazu unter der Rubrik "Die Schulen"!Nach dem Neubau der Stadtschule im Jahre 1905 hatte das Gebäude ausgedient und wurde abgerisssen. Dieser Platz wurde bis zum Jahre 1581 als Friedhof genutzt. Bei Schachtarbeiten in den 70er Jahren kamen viele Skeletteile und Totenköpfe an das Tageslicht, welche bewiesen haben, daß an dieser Stelle eine Totenstätte vorhanden war. Während der Umgestaltung des Kirchplatzes im Jahre 2006 machte man bedeutende archäologische Funde. Mehr Informationen dazu findet man

hier.


Aus der gleichen Zeit wie das vorhergehende Foto stammt diese Ansicht der Marienkapelle.

Das folgende Bild entstand fast 85 Jahre später im Jahre 2005:


Idylle hinter der Kirche im Herbst 2005.Deutlich sind die Reste des Putzes vom ehemaligen Anbau an der Kirche zu sehen. (siehe Bild 3)

Dieser Blick bot sich bis ca. 1980 auf die Rückansicht der St.Peter-und Paulskirche


Idylle an der Marienkapelle im Spätsommer 2005. An dieser Stelle fand das traditionsreiche Wusterhausener Brezelfest statt. Mehr dazu unter der

Rubrik "Theophil Dombrowski".


Die 3 Glocken stammen aus dem Jahre 1764 und mussten nach dem verheerenden Kirchturmbrand, welcher durch Blitzschlag entstand, erneuert werden. Nur dem Nieselregen und dem windstillen Wetter war es zu verdanken, daß das Feuer nicht nochmals auf die Gebäude der Stadt überschlug und einen weiteren Stadtbrand auslöste, denn die Stadt und ihre Bürger hatten sich gerade erst vom Stadtbrand des Jahres 1758 erholt. Die vierte und kleinste Glocke wurde am 27.Juli 1917 an die Heeresverwaltung abgeliefert, um aus dem Material Kanonen für den ersten Weltkrieg zu gießen. Glücklicherweise ist den drei großen Glocken dieses Schicksal erspart geblieben.

Hier nochmal eine Ansicht auf unseren Kirchturm. Leider ist der Bogen über der Kirchturmuhr verschlossen worden, so das der mächtige Klang des Wusterhausener Geläutes nicht mehr wie einst weit über die Stadtgrenzen hinaus hörbar ist.

Zum Schluß noch ein Zitat des Superintendenten Röhricht zur Kirchweihe im Jahre 1479, aus dem "Ruppiner Kreiskalender 1920":"...als am 29. Juni 1479, dem Peter-Paulstage, die feierliche Einweihung des neuen Hauptaltares stattfand. Das Städtchen hatte an diesem Tage ein Festgewand angelegt, die Gilden versammelten sich mit ihren Fahnen und ihrer Musik und Wappenzeichen auf dem Markte und zogen, geführt von dem ehrsamen Rate, unter dem Geläute der Glocken nach der Kirche, wohin auch Weib und Kind und Knecht und Magd, so viele ihrer abkömmlich waren, von allen Seiten strömten. Ach könnte sie doch reden, diese alte liebe Peter-Paul-Kirche, sie würde uns von Vielem erzählen, das sie erlebt hat und uns Märker interessiert....."

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